Die „PoSt“ oder das Ilgengut mit der Hausnummer 3, wie es früher einmal hieß, hat eine lange Geschichte in Maria Alm. Diese war nicht nur durch die unmittelbare Nähe zur Kirche mit der Religion tief verwurzelt, sondern auch durch seine früheren Besitzer wie dem Ilgenhansl oder den Halleiner Schulschwestern – diese gründeten später an diesem Ort eine Stiftung.
Eder’sche Stiftung
Johann Eder war der „Ilgenkrämer“ und Gastwirt in Maria Alm. Im Jahr 1856 pilgerte er in das heilige Land und nach Rom, nahm Andenken mit nach Hause und stattete damit eine eigens errichtete „Palästinakapelle“ aus. Auf seinen Reisen machte er die Beobachtung, dass Kinder und Kranke bei Klosterfrauen am Besten „aufgehoben“ seien.
Deshalb verkaufte er mit Kaufvertrag vom 8. März 1887
– Das Ilgenkrämerhaus Nr. 3 in Maria Alm
– Die Burgwiese Aberg
– Das Friedhofhäusl
– Anteil an der Stableraualpe im Grundbuch Winkl.
Kaufpreis: 4.000 Fl
Das Schwesterninstitut verpflichtete sich gleichzeitig, statt des Kaufschillings in Alm eine Mädchenschule, ein Krankenhaus oder ein Asyl für Altersschwache zu errichten und zu erhalten. Die Einkünfte aus dem gestifteten Gut sollte den Lebensunterhalt der Lehrerinnen und Pflegerinnen aufbringen.
Johann Eder starb am 3. April 1887 und wurde bei der Palästinakapelle begraben. Im Jahr 1904 wurde von der Gemeinde ein Versorgungshaus gebaut und die Ordensschwestern übernahmen die Pflege – somit war ein Stiftungszweck erfüllt. Die Mädchenschule bestand bis zum NS-Regime.
Frauenschuh’sche Stiftung
Erhöhung des Stiftungskapitals
Pfarrer Franz Frauenschuh von Alm starb am 13. März 1891. Er hatte die Kongregation der Schulschwestern von Hallein zum Universalerben eingesetzt, mit der Bedingung, aus den Zinsen seines Nachlasses arme Kinder, besonders Mädchen, zu erziehen. Das Testament stammt vom 15. Oktober 1888 und lautet auf 4.590 Fl, 22Kr. Durch Wohltäter wurde die Summe auf 7.541 Fl, 36 Kr erhöht. Die Verwaltung des Geldes sollte das Pfarramt Alm besorgen, Pfarrprovisor Anton Fischbacher wurde als Testamentsvollstrecker bestellt.
Es handelte sich um eine kirchliche Stiftung. Nach dem Willen von Pf. Franz Frauenschuh sollte die Erziehung, der Unterricht und die Betreuung durch geistliche Schwestern erfolgen.
Die Stiftungsverpflichtungen werden mit den Besitzungen der Eder’schen Stiftung grundbücherlich sichergestellt.
Ein knapper Einblick in Ausübung der Wirtschaftszweige am Ilgengut
Am 17. September 1887 wurde ein Gewerbeschein zur Führung eines Gast- und Schankgewerbes ausgestellt (Bezirkshauptmannschaft Zell am See, Zahl 8760/1887). Gewerbeinhaber: Kongregation der Schulschwestern von Hallein)
Am 8. März 1933 hat die Kongregation Sr. Gisela Fuchs (Geburtsjahr 1890, Geburtsort: Altötting, Bayern) der Bezirkshauptmannschaft Zell am See als Geschäftsführerin für das Gemischtwarenhandelsgewerbe angezeigt
Am 13. April 1933 wurde Sr. Gisela Fuchs als Geschäftsführerin genehmigt. Als Gewerbe wird in dieser Schrift das Gast- und Schankgewerbe angeführt.
Auf Ansuchen vom 19.2. 1938 an die Bezirkshauptmannschaft Zell am See um Verleihung der Konzession zum „Kleinverschleise“ von gebrannten geistigen Getränken, wird am 12. April 1938 auf die Gast- und Schankgewerbekonzession vom 17. 9. 1887 verwiesen (Schreiben im Anhang).
18. April 1939
Auf Anweisung des Finanzamtes Zell am See wurde ein Besitzbogen ausgefüllt, aus dem ein Waldbesitz von 2 ha und 90 ar hervorgeht.
Schreiben vom 16. August 1945 von der Kongregation an die Firma Heidenreich: Kündigung der Anstellung von Sr. Euphemia Franziska Honer als Verkäuferin in der Gemischtwarenhandlung Heidenreich, da sie für den Unterricht in Handarbeit als Lehrerin dringend benötigt wird. (Kündigung zum 15. September 1945)
Betreiber- und Besitzwechsel
4. Oktober 1939 – Verkauf des Ilgenkrämerhauses an Johann und Anna Heidenreich, Kaufleute.
19. August 1948 – Vergleich zwischen der Kongregation der Schulschwestern von Hallein und den Ehegatten Heidenreich: Rückstellung des Besitzes bis zum 31.12.1958. Lebenslängliches Fruchtgenussrecht zugunsten des Johann und der Anna Heidenreich.
17. Jänner 1961: Verzicht des Herrn Heidenreich auf das Fruchtgenussrecht (aus Altersgründen) gegen Erhalt einer Lebensrente durch den neuen Pächter des Ilgenkrämerhauses.
Pachtvertrag vom 30. Dezember 1960 mit Wirksamkeit 1.1.1961
Zwischen der Kongregation der Schulschwestern von Hallein und Walter und Elise Jünger betreffend das Krämerhaus und Fremdenpension.
Pachtverhältnis betreffend die landwirtschaftlichen Gründe
Beginnend mit 1. Jänner 1961 zwischen der Kongregation der Schulschwestern von Hallein und Alois und Regina Rainer, Melchambauer in Alm bei Saalfelden Nr. 18.
Verkaufsabsicht der Kongregation der Schulschwestern von Hallein:
13. Juli 1963: Durch ein römisches Schreiben wird die Kongregation von den Stiftungsverpflichtungen entbunden, sodass der Besitz lastenfrei veräußert werden kann. Der Erlös sollte stiftungsgemäß in den Neubau des Kindergartens und Kinderhortes in Hallein investiert werden.
1. Oktober 1965 – Übergang des Besitzes „Ilgen“ an die Geschwister Schwaiger Josef, Schwaiger Maria und Schwaiger Kathi. Sicherstellung der Lebensrente für Herrn Heidenreich durch Pfandrecht an der Liegenschaft des neuen Kindergartens in Hallein. Herr Johann Heidenreich ist am 6. 8. 1986 verstorben
Durch viele Eigentümerwechsel hindurch wurde aus dem ehemaligen Wohnhaus eine Krämerei, in der sich auch die örtliche Post niederließ. Auch heute kennen die „Maria Almer“ das Haus als Post.